Unsichtbare Fäden: Wie Familienaufstellungen Generationen verbinden
- magicmeetup
- 8. Juli
- 3 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 9. Juli
Die Kraft der Familienaufstellung – und was moderne Psychologie, Neurowissenschaft und sogar Marketing damit zu tun haben
„Manchmal leben wir das Leben eines anderen, ohne es zu merken.“
Es beginnt oft mit etwas ganz Alltäglichem: Eine Entscheidung, die sich falsch anfühlt.
Ein Beziehungsmuster, das sich wiederholt. Ein inneres Unwohlsein ohne klaren Grund.
Viele Menschen kommen irgendwann an einen Punkt, an dem sie sich fragen:
„Warum verhalte ich mich so – obwohl ich es besser weiß?“
Die Antwort liegt nicht immer im Hier und Jetzt. Sie liegt oft in der Geschichte deiner Familie – in den unausgesprochenen Emotionen, verdrängten Konflikten und verborgenen Loyalitäten, die sich unbewusst durch Generationen ziehen.
Energie kennt keine Zeit – aber sie wirkt
In der systemischen Familienaufstellung nach Bert Hellinger zeigen sich oft schockierend präzise, wie sich ungelöste Themen aus dem Familiensystem im eigenen Leben widerspiegeln. Diese Energie ist nicht sichtbar – aber spürbar. Nicht logisch – aber wirksam.
In The Body Keeps the Score beschreibt Bessel van der Kolk, wie unser Körper Traumata speichert, selbst wenn unser Verstand sie längst vergessen hat. Norman Doidge zeigt in The Brain That Changes Itself, wie tiefgreifend unser Gehirn durch Erfahrung geprägt wird – und wie weit zurück diese Prägungen reichen können.
Irrational? Vielleicht. Aber zutiefst menschlich.
Wir halten uns oft für rationale Wesen – und doch treffen wir den Großteil unserer Entscheidungen unbewusst. Dan Ariely (Predictably Irrational) und Daniel Kahneman (Thinking, Fast and Slow) erklären, wie sehr unsere inneren Programme unser Verhalten steuern.
Doch was, wenn manche dieser Programme gar nicht unsere eigenen sind? Was, wenn wir – unbewusst – Geschichten weiterleben, die nicht zu unserem Leben gehören?
Muster, die sich tarnen
Diese Wiederholungen zeigen sich nicht nur in Beziehungen, sondern auch im beruflichen Kontext: Warum sabotiere ich meine Projekte? Warum fällt es mir schwer, sichtbar zu werden? Warum gelingt mir Erfolg nur unter Druck?
Charles Duhigg (The Power of Habit) und James Clear (Atomic Habits) beschreiben, wie Gewohnheiten sich formen – aber nicht immer, woher sie tief im Inneren kommen. Familienaufstellungen gehen eine Ebene tiefer: Sie zeigen nicht nur was du tust, sondern auch für wen – oft aus unbewusster Liebe und Loyalität.
Was hat das mit Business zu tun?
Mehr, als viele denken. April Dunford (Obviously Awesome) spricht über Positionierung – aber wie kannst du dich klar positionieren, wenn deine innere Stimme durch generationsalte Schuldgefühle überlagert ist? Simon Sinek (Start with Why) inspiriert dazu, sein „Warum“ zu finden – doch was, wenn dieses Warum gar nicht aus dir selbst stammt?
Jean-Marie Dru ruft in Disruption dazu auf, alte Muster zu durchbrechen, um Platz für Neues zu schaffen. Das ist es, was in einer Familienaufstellung geschieht:
Du durchbrichst ein energetisches Narrativ, das nicht mehr deins ist.
Psychologie, Design & Entscheidung – alles verbunden
Auch in Bereichen wie UX und Markenpsychologie zeigen sich erstaunliche Parallelen. Jon Yablonski (Laws of UX) und Richard Shotton (The Illusion of Choice) erklären, wie tief psychologische Prinzipien unser Verhalten beeinflussen.
Diese Prinzipien – Entscheidungsvermeidung, Gruppendruck, Reaktanz – wirken auch in Familien. Nur subtiler. Tiefer. Älter.
Heilung ist Erinnerung – ohne Worte
Was die Familienaufstellung so besonders macht: Sie funktioniert jenseits des Verstandes. Ohne viele Worte. Ohne Analyse. Dort, wo Steve Krug in Don’t Make Me Think über intuitive Prozesse im Design schreibt, zeigt die Aufstellung, wie unsere Intuition nicht frei, sondern oft fremdgesteuert ist – bis wir hinschauen.
Die Aufstellung bringt das Unsichtbare ins Licht. Nicht, um es zu wiederholen – sondern um es anzuerkennen und loszulassen. Denn wie Francesc Miralles & Hector Garcia in Ikigai schreiben:
„Nur wer weiß, woher er kommt, kann den Weg zu einem langen und erfüllten Leben finden.“
Inspiration & Quellen
Dieser Artikel wurde inspiriert von u. a.:
The Body Keeps the Score – Bessel van der Kolk
The Brain That Changes Itself – Norman Doidge
Predictably Irrational – Dan Ariely
Thinking, Fast and Slow – Daniel Kahneman
Atomic Habits – James Clear
Start with Why – Simon Sinek
Disruption – Jean-Marie Dru
Obviously Awesome – April Dunford
The Power of Habit – Charles Duhigg
Ikigai – Hector Garcia & Francesc Miralles
Influence – Robert Cialdini
The Illusion of Choice – Richard Shotton
Laws of UX – Jon Yablonski
Don’t Make Me Think – Steve Krug
Persönlicher Gedanke zum Schluss
Ich selbst heiße Margarita und begleite Menschen in dieser Arbeit. Immer wieder bin ich tief berührt, wenn sich in einer Aufstellung plötzlich zeigt: Was du getragen hast, darf jetzt zurück in die Ordnung. Denn manchmal liegt unsere größte Kraft nicht im Tun – sondern im Loslassen von dem, was nie unser war.
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